Für 23 erwachsene Personen aus dem Kanton Bern fiel Mitte August der Startschuss ins Erwachsenenbildungsprojekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung». Sie alle haben ein Ziel: den Abschluss ihrer beruflichen Grundbildung zu schaffen. Beim Kick-off-Event des Projekts erfuhren die Teilnehmenden, was sie für einen gelungenen Start brauchen und welche Herausforderungen in den kommenden Jahren auf sie warten.
Für 23 erwachsene Personen aus dem Kanton Bern fiel Mitte August der Startschuss ins Erwachsenenbildungsprojekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung». Sie alle haben ein Ziel: den Abschluss ihrer beruflichen Grundbildung zu schaffen. Beim Kick-off-Event des Projekts erfuhren die Teilnehmenden, was sie für einen gelungenen Start brauchen und welche Herausforderungen in den kommenden Jahren auf sie warten.
Eine Erstausbildung im Erwachsenenalter nachzuholen, bringt viele Herausforderungen mit sich: Neben finanziellen Einschränkungen gilt es, mit Zeitdruck sowie weniger Frei- und Familienzeit umzugehen. In der Berufsschule sind Erwachsene zudem oft die Ältesten in der Klasse. Wie sich das anfühlt, erzählten vier Teilnehmende des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» bei einer Podiumsdiskussion an der diesjährigen Kick-off-Veranstaltung in der Rotonda in Bern. Sie berichteten von ihren Erfahrungen während der Ausbildungszeit und beantworteten die Fragen der Moderatorinnen Andrea Nagel, Geschäftsführerin der Stanley Thomas Johnson Stiftung, und Barbara Dammone, Jobcoach im Projekt.
Top drei Herausforderungen: Sprache, Zeit und Druck
Während der Ausbildung sammeln Erwachsene ganz unterschiedliche Erfahrungen. In einem Punkt waren sich an der Kick-Off-Veranstaltung jedoch alle einig: Eine berufliche Grundbildung im Erwachsenenalter nachzuholen ist anspruchsvoll. Viele kämpfen mit dem hohen Druck und der Herausforderung, Familie, Freizeit und Ausbildung gleichzeitig zu bewältigen. Besonders für Teilnehmende mit Kindern kann es herausfordernd sein, genug Zeit zum Lernen zu finden. Dazu kommt die Erwartung, im Lehrbetrieb eine gute Leistung zu zeigen. Für Menschen mit Migrationshintergrund erschweren zusätzlich sprachliche Hürden die Ausbildung, weil sie neben soliden Sprachkenntnissen auch die jeweilige Fachsprache lernen müssen. Trotz aller Hürden schilderten die ehemaligen Teilnehmenden, dass mit Mut, Wille und Motivation eine Erstausbildung im Erwachsenenalter möglich ist und sich lohnt. Denn mit einem Berufsabschluss steigen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich.
Auch das Umfeld ist Teil der Erstausbildung
Auch ein Arbeitgeber und die Ehefrau eines Teilnehmenden brachten ihre Sicht an der Podiumsdiskussion ein. Ihre Schilderungen zeigten den zukünftigen Berufslernenden, wie wichtig das Umfeld während einer Ausbildung ist. Roland Schläpfer, Berufsbildner bei der Immer AG, erklärte, welchen Mehrwert erwachsene Lernende für einen Betrieb haben, wie hilfreich ihre Lebenserfahrung ist und wo sie besondere Unterstützung brauchen. Die Ehefrau eines Teilnehmenden berichtete davon, was es bedeutet, eine Person über zwei bis drei Jahre hinweg bei der Ausbildung zu unterstützen: Angehörige übernehmen oft zusätzliche Betreuungsarbeit und müssen sich auf deutlich weniger gemeinsame Freizeit einstellen.
Vielfältige Ausbildungswege – ein Gewinn für alle
Die 23 Erwachsenen, die jetzt in das Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» starten, haben sehr unterschiedliche Berufswünsche: vom Mediamatiker über die Fachfrau Gesundheit bis hin zum Dentalassistenten. Bis zur Kick-Off-Veranstaltung mussten sie drei mögliche Ausbildungswege erarbeiten. Gemeinsam mit den Beratenden des BIZ werden sie in den kommenden Wochen herausfinden, welcher davon am besten zu ihnen und ihrer Situation passt. Was auffällt: Viele der Berufe betreffen Branchen, in denen Fachkräfte besonders gesucht sind – etwa in der Logistik, im Gesundheitswesen, im Gastgewerbe oder im Detailhandel. Damit sichern sich die Teilnehmenden nicht nur ihre berufliche Zukunft, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Ziel ist es, dass die diesjährigen Teilnehmenden im Sommer 2026 eine Lehre beginnen können. Dafür durchlaufen sie im Vorfeld Berufsberatungen, teilweise schulische Vorbereitungen und erhalten Unterstützung bei der Lehrstellensuche.
Sie sind über 25 Jahre alt und möchten im Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» Ihre Erstausbildung nachholen oder kennen jemanden, der für das Projekt in Frage kommt?