Nach drei intensiven Ausbildungsjahren habe ich meine Abschlussprüfungen mit einer gewissen Müdigkeit in Angriff genommen. Während der Prüfungsvorbereitung merkte ich, dass ich mir die wichtigsten Inhalte im Laufe der Zeit bereits angeeignet hatte. Deshalb hätte intensives Lernen in letzter Minute nicht viel gebracht – vor allem nicht, wenn das Gehirn sowieso schon überlastet ist.
Die Abschlussprüfung besteht aus mehreren Teilen. Einer davon ist die IPA (Individuelle Praktische Arbeit), die einen grossen Stellenwert hat. Ich habe mich sehr für dieses Projekt engagiert. Auch wenn es anstrengend war, habe ich gute Erinnerungen daran. Die IPA war nicht nur wegen dem Gelernten wertvoll, sondern auch wegen den Menschen, die mich dabei unterstützt haben.
Eine gute Balance ist auch während der Prüfungsvorbereitung wichtig
Die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfung waren für mich eine grosse Herausforderung. Ich musste meine familiären Verpflichtungen, die schulischen Aufgaben und meine tägliche Müdigkeit unter einen Hut bringen. Das machte das Lernen noch schwieriger. Gleichzeitig habe ich dadurch Durchhaltevermögen, Energie-Management und innere Stärke entwickelt.
Um mein Wissen aufzufrischen, habe ich mir Zeit genommen, meine Vorlesungen, Bücher und Notizen der letzten Jahre nochmals durchzugehen. Dabei achtete ich darauf, es nicht zu übertreiben und auf meine Ressourcen zu achten. Ich legte bewusst Wert auf Momente der Freude und Entspannung. Beim Inline-Hockey oder an Konzerten konnte ich neue Energie tanken und den Druck abbauen. Auch wenn die kleine Stimme im Kopf ständig sagte: «Du solltest lernen!», halfen mir diese Pausen, Kraft zu schöpfen und Stress zu reduzieren.
So habe ich meinen Erfolg gefeiert
Als ich die Nachricht erhielt, dass ich den EFZ-Abschluss bestanden hatte, fühlte ich grossen Stolz und tiefe Dankbarkeit gegenüber allen, die mich in diesen drei Jahren unterstützt haben. Ich organisierte keine grosse Feier, aber ich stiess mit meinen Liebsten bei einem Apéro und Abendessen an. Denn diese verrückte Herausforderung gemeistert zu haben, war definitiv ein Grund zum Feiern.
Viele verstehen nicht, wie viel Engagement, Zeit und Energie eine Erstausbildung im Erwachsenenalter erfordert. Es ist nicht immer einfach zu erklären, welche Opfer dahinterstecken und nicht alle reagieren mit Verständnis. Doch dieser Erfolg hat mir gezeigt, wie viele Menschen tatsächlich an meiner Seite waren. Zudem hatte ich das Glück, den Abschluss meiner Ausbildung mit einem Urlaub auf Sardinien, stilvoll abzuschliessen.
Meine Zukunftspläne
Mein Traum ist es nach wie vor, Rettungssanitäterin zu werden. Dieses Ziel bleibt bestehen, auch wenn jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Ich bin überzeugt, dass der Moment kommen wird.
Zurzeit arbeite ich – wie schon während der Ausbildung – in der häuslichen Pflege. Dieser Job ermöglicht es mir, meinem Traum nah zu bleiben und etwas Sinnvolles zu tun. Meine Zukunft ist noch nicht komplett geplant. Mit jedem Schritt sammle ich Erfahrung und komme einer möglichen Ausbildung im Rettungsdienst näher.
Zum Schluss möchte ich dem Projektteam der «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» ein grosses Dankeschön aussprechen. Ohne euch hätte ich diese Ausbildung nie geschafft. Ich bin überzeugt: Motivation und Über-sich-Hinauswachsen sind die wahren Schlüssel zum Erfolg.