Blog, der zweitletzte

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etha varone Bild SRF

Vergangenheit…

Nun ist es eine Weile her, seit meinem letzten Eintrag, das Zeitnahe ist doch plötzlich weiter weg. Viel ist passiert in den letzten Monaten, ahnungslos lebte ich in meiner Welt voller Schulstress, Vertiefungsarbeit, Abschluss ÜK, Arbeit und Privatleben, bis der Hammer kam, doch dazu im nächsten Kapitel.

In der Schule hatte ich immer mehr Mühe die Motivation aufrechtzuerhalten, was mich viel Kraft kostete, weil Aufgeben für mich nach wie vor kein Thema waren. Die Noten blieben gut, ich hatte sogar wiedermal einen 6er, was mich enorm freute. Ich habe meine reguläre Schulzeit, bis auf 3 Jahre, ohne Noten verbracht und wunderte mich immer wieder, wie sehr ich mich davon abhängig machte. Will heissen, dass ich mit einer 5 kaum zufrieden war, da musste ich mir sagen, selberschuld, du hättest halt mehr lernen müssen. Aber egal was man von Noten hält, es lohnt sich enorm einen guten Rucksack zu packen, von dem man dann in der Not zehren kann.

Die Vertiefungsarbeit konnte ich mit meinen gewünschten Kolleginnen schreiben, sie hat viel Zeit und Nerven abverlangt, doch war sie auch spannend. Wir haben über die Veränderung vom Tier zum Nutztier geschrieben, ein interessantes Thema. Wir bekamen eine 5, das ist ganz gut, und immerhin zählt dies zu einem Drittel zur Abschlussnote. Die Vertiefungsarbeit hat mir einmal mehr aufgezeigt, dass man alles schaffen kann, wenn man etwas dafür tut und dass man keine Angst vor dem Versagen haben muss, wenn man sich Mühe gibt.

Auch der ÜK- Anlass war eigentlich toll. Auch hier habe ich Ängste für nichts ausgestanden. Wir haben uns geholfen, wenn jemand nicht weiterwusste und die Gäste waren wohlwollend und zufrieden.

Auf der Arbeit fühlte ich mich sicher und gut integriert. Ich konnte vieles selbständig machen, wie es sich im 3. Lehrjahr gehört, und wenn ich Rat brauchte, war immer jemand da, der Erfahrung hat. Ich konnte nochmals einen Monat in der Küche arbeiten, inklusive Probekochen. Mensch, war ich nervös! Bei diesen Probeprüfungen fühlte ich mich immer als wäre ich auf Stand-by und kaum fähig, selber zu denken. Doch es kam nicht schlecht heraus, einen Sternekoch wird nicht aus mir, doch das muss ja auch nicht zwingend so sein. Schaut immer bei den Probeprüfungen, dass Ihr die Aufträge ganz genau lest, nehmt euch viel Zeit für die Vorbereitung und zieht durch, auch wenn Ihr denkt, ihr habt es vermasselt, ihr könnt immer Punkte sammeln! Sonst war ich hauptsächlich in der Reinigung unterwegs und auch in der Waschküche, wenn es mich brauchte. Und einmal durfte ich an einem Hochzeitsbankett mithelfen, das hat Spass gemacht. Es ist schön, wenn man seine Arbeit lieben kann.

Jetzt…

Ach, da gibt es einen neuen Virus in China? Hat sicher irgendein Pharmamulti losgelassen, damit viel Geld verdient werden kann, erinnern wir uns an die Vogelgrippe, die Schweinegrippe, Tamifluh…. Weit weg zum Glück. Wir feiern, konsumieren, sinnieren, leben weiter…. Ach, der ist jetzt in Italien? Vielleicht doch nicht ganz so harmlos, aber immer noch weit weg. Hä? Der ist in der Schweiz? Was? Taschentücher nur noch in geschlossene Abfallkörbe werfen. Was Social Distancing? Was, die Fasnacht und andere Grossveranstaltungen werden abgesagt? Hä? 50 Personen im Restaurant, mehr geht nicht, aber in vollen Zügen fahren schon? Die Ansteckungen vermehren sich rasant. Waaaaas? Skigebiete und Schulen werden geschlossen? Nur noch Lebensnotwendige Geschäfte dürfen noch offen haben? Was? Jeden Tag neue Bilder, Massnahmen, Nachrichten, die auf uns einprasseln. Wir versuchen den Überblick zu behalten, versinken im inneren Chaos. Was soll man glauben, was geht hier eigentlich ab?

Ja, das war und ist heftig, diese Zeit, ich habe wohl alle Verschwörungstheorien durchgekaut, bin geschwankt zwischen nicht wahrhaben wollen und trotzdem verantwortungsvoll handeln. Ich habe kurz vorher eine neue Bekanntschaft gemacht mit einem neuen Menschen und im Chaos zwei verloren, jedenfalls so dass die Beziehung nie mehr sein wird wie früher. Viel überlegt, viel gefühlt…Auch auf der Arbeit hat sich fast alles verändert, die öffentlichen Bereiche sind geschlossen, die externen Betreuten dürfen nicht mehr arbeiten, weil sie zur Risikogruppe gehören. Es ist still geworden im einst lebendigen Rüttihubelbad. Trotzdem sind wir verbliebenen noch da, treten als Gemeinschaft auf und haben das Lachen und Lieben nicht verlernt. (Ich hoffe, ich kann, falls das alte, neue Leben wieder beginnt, noch richtig arbeiten.)

Jetzt gerade habe ich Ferien zum Glück, verbringe viel Zeit mit mir selbst in der Natur und Zuhause und finde zu mir. Und wenn die Situation nicht so dramatisch wäre, könnte ich dem Stillstand auch Gutes abgewinnen. Kein Druck etwas zu verpassen, einfach Ruhe…
Leider, leider habe ich die Schule vollkommen vernachlässigt, dabei sind bald Abschlussprüfungen, auch wenn noch nicht ganz klar ist auf welche Weise. Naja, jetzt bin ich wieder einigermassen klar und aufnahmefähig, und ein bisschen Zeit habe ich ja doch noch… Ein Jeder und eine Jede muss tun was er und sie tun muss.

Zukunft…

Juhui, ich darf im Rüttihubelbad bleiben! Ich wollte vorher Bestatterin werden, etwa in zwei Jahren, doch nun freue ich mich, dass ich einen sicheren Hafen habe. Die letzten Jahre waren super-lehrreich und auch anstrengend, daher freue ich mich, nicht schon wieder Neues erleben zu müssen. Jaja, ich werde älter, es muss nicht immer bumbängzabum machen, nein, es ist auch schön zu bleiben, und da das Potenzial zu entwickeln. Und sowieso, das einzige Beständige im Leben ist der Wandel, also langweilig wird es nicht, und sonst kann ich die Situation immer noch ändern.

Ja und eben die Abschlussprüfungen stehen an, im Mai und Juni, wird schon schief gehen, habe bis jetzt nicht mal Angst davor…

Ja, das ist wahrscheinlich mein zweitletzter Bericht. Ich werde euch dann noch erzählen wie es mit den Prüfungen gelaufen ist, bis dann, häbet sörg, blibet gsung…

DIE VIER PHASEN EINER KRIESE:
VERLEUMDUNG
VERWIRRUNG
ERNEUERUNG
ZUFRIEDENHEIT

Unbenannt v14

Etha Varone

Etha Varone wurde 1979 geboren. Sie hat im August 2017 eine Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft begonnen, welche Sie im Sommer 2020 mit Erfolg abgeschlossen hat. Nach dem Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» hat sie sich dazu entschlossen, eine Weiterbildung Bereichsleiterin Hotellerie und Hauswirtschaft zu machen und führt heute ein als Führungsverantwortliche ein Hauswirtschaftsteam im Pflegeheim Solina.