Es geht weiter

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Portraet EV

Es geht weiter

Ich freue mich sehr, noch einen Bericht für euch schreiben zu können. Und ich möchte mich herzlich bei der Stanley Thomas Jonson Stiftung bedanken, für diese einzigartige 2. Chance, ohne diese wäre ich nicht an diesem Punkt in meinem Leben. Dieser Werdegang hat mir geholfen, meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln und gezeigt, was es heisst, Verantwortung zu übernehmen.

Nachdem ich die Lehre im Rüttihubelbad in Walkringen abgeschlossen habe, bin ich nach Spiez in die Stiftung Solina arbeiten gegangen. Ich habe dort offiziell als Fachfrau Hauswirtschaft angefangen und habe mich schnell eingelebt, auch wenn ich mich anfangs nicht gerne von meinem Ausbildungsbetrieb gelöst habe. Es ist halt ein bisschen, wie wenn man ein Zuhause verlässt. Und dennoch ein wichtiger Schritt, um zu wachsen.

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In Spiez habe ich in der Reinigung gearbeitet, die Bereiche sind alle getrennt, da der Betrieb eher gross ist. Wir beherbergen ca. 220 Bewohnerinnen und Bewohner, beschäftigen um die 400 Mitarbeitende. In der Reinigung sind wir 30 Mitarbeitende, aufgeteilt in drei Teams, und jedes Team hat einen Führungsverantwortlichen bzw. eine Führungsverantwortliche.

Zu den Aufgaben der Führungsverantwortlichen gehört unter anderem: Monats-, Tages- und Ferienpläne schreiben, Schulungen organisieren, im Kontakt mit den Kunden stehen und gegebenenfalls ausserordentliche Reinigungsarbeiten durchführen, allgemein den Ablauf managen, immer bereit sein, einzuspringen und Ausfälle zu ersetzen oder umzuorganisieren. Ausserdem Sitzungen leiten, Mitarbeiter- und Lohngespräche führen und ein offenes Ohr haben für Anliegen der Mitarbeitenden, und die Bereitschaft, im Sinne des Betriebes zu handeln und zu lenken.

Wir reinigen zwei Häuser AB und CD Haus und den öffentlichen Bereich inklusive Seniorenwohnungen und den Modulbau. Ein Team reinigt im AB Haus, eines im CD haus und das Zentral Team arbeitet im öffentlichen Bereich und ist als Springer tätig. Ich habe im Zentral Team angefangen und es geliebt, überall zu sein und alle Dienste abdecken zu können. Trotzdem fühlte ich mich bald unterfordert, darum habe ich sofort zugesagt, als die Stelle als Führungsverantwortliche im AB-Haus frei wurde. Dies war im Dezember 2021. Bedingung war, dass ich die Ausbildung als Bereichsleiterin Hotellerie und Hauswirtschaft absolviere. Nach alter Etha-Manier habe ich mich darauf eingelassen, ohne nachzudenken, was das für mich bedeutet.

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Der Betrieb bezahlt meine Ausbildung und ich habe mich im Gegenzug für zwei Jahre verpflichtet. Im Februar 2022 hat meine Ausbildung an der BFF Bern begonnen, und ich habe meine neue Position übernommen. Den Start habe ich als etwas holperig erlebt, den Rollentausch von der Mitarbeiterin zur Vorgesetzten unterschätzt. Die Leute haben mich als liebe Person gekannt, und ich musste lernen, mich durchzusetzen, und mir selbst zu glauben, dass ich Vorgesetzte bin. Dies gelingt mir immer besser, ich erkenne meine Grenzen und mir ist bewusst geworden, dass ein bisschen Strenge und eine klare Linie allen hilft. Regeln gelten für alle, und sie sind dazu da, sicherzustellen, dass das System Solina funktioniert. Allerdings ist es wichtig, hin und wieder zu prüfen, ob die bestehenden Regeln noch Sinn machen, oder ob Optimierungsbedarf besteht.

Ein Team zu führen bedeutet, an sich zu arbeiten, die Interessen des Betriebes zu wahren, Verantwortung zu übernehmen, die Bereitschaft, aus seiner Komfortzone hinauszugehen, nicht immer die Liebe sein zu können und trotzdem fair zu bleiben. Es bedeutet auch, den Mitarbeitenden zu verstehen zu geben, dass sie wertvoll sind. Vor allem im Bereich Reinigung ist die Wertschätzung der Arbeit nicht immer offensichtlich. Es hat meine Perspektiven verändert und an meiner Persönlichkeit geschliffen. Es ist eine schöne Arbeit, wenn man zusammen Ziele erreichen kann, und es ist harte Arbeit, wenn Konflikte entstehen, die es zu prüfen und zu lösen gilt.

Vom Betrieb fühle ich mich so weit unterstützt, dass ich Fragen stellen kann und Begleitung bekommen habe, bei meinem ersten Mitarbeitergespräch sowie bei meinem ersten Lohngespräch. Viel ist aber auch learning by doing, Erwachsenenbildung halt. Wir hatten in den letzten Jahren turbulente Zeiten, Covid einerseits, und sonst viel Wechsel, in der Führung, so wie auch im Team. Ausserdem haben wir fusioniert mit einem anderen Betrieb und einen grossen Umbau der Räume hinter uns. Dies gibt mir manchmal das Gefühl, mehr Wunden zu pflastern, als etwas erreichen zu können. Und trotzdem geben wir unser Bestes, darauf kommt es an, weitermachen…

Ich bin im Juli fertig mit der Schule und trete im September die Berufsprüfung an. Ausserdem mache ich noch den Berufsbildnerkurs, der für die Ausbildung obligatorisch ist.

Die Ausbildung ist komplex und zeitintensiv, doch es lohnt sich zu 100%. Ich bereue nicht, diesen Schritt gemacht zu haben, es bringt mich persönlich weiter, erhöht meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt und last but not least, der Verdienst ist besser und ich habe mehr Gestaltungsmöglichkeiten, was ich sehr schätze. In meiner Führungsposition kann ich, trotz Regeln, selbständig arbeiten, dies entspricht meiner Persönlichkeit.

Ich denke, dies wird meine letzte Ausbildung sein, doch ich kenne mich, die Chancen sind gross, dass ich doch noch eine Weiterbildung machen will, plötzlich. Dann eher im sozialen Bereich.

Liebe Leute, bildet euch weiter, wir können so viel mehr, als dass wir denken…

AHO

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Etha Varone

Etha Varone wurde 1979 geboren. Sie hat im August 2017 eine Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft begonnen, welche Sie im Sommer 2020 mit Erfolg abgeschlossen hat. Nach dem Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» hat sie sich dazu entschlossen, eine Weiterbildung Bereichsleiterin Hotellerie und Hauswirtschaft zu machen und führt heute ein als Führungsverantwortliche ein Hauswirtschaftsteam im Pflegeheim Solina.