Eeendlich Schule!

Teilnehmerberichte
Eeendlich Schule!
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Montagmorgen, 15. August 2017, ich hellwach, VOR dem Wecker, aufstehen, Kaffe trinken, bereit machen, nervös, halbe Stunde zu früh am Bahnhof, hab ich alles dabei? Rucksack, Tasche, ja alles da. Eine rauchen, nein, zwei ... Zug kommt, alles voller als voll, stehend im Zug, neben mir stehend im Gefühl. 

Ankunft in Bern, sofort zur Berufsschule BFF, wo ist die Kapellenstrasse 4? Ah da! Viele Leute warten schon beim Eingang. Wer gehört wohl zu meiner Klasse? Eine rauchen ... Und los gehts, Klassenzimmer suchen, sehr freundlicher Empfang der Lehrerin. Wow – ich bin in der Schule, nach 21 Jahren, so cool. Scheuer Blick zu den anderen Schülerinnen und Schülern, die schon da sind, meinen Platz suchen, Gepäck abladen, „Angstbisi“ uuund ankommen. 

Erst Stunde: Berufskunde. Der Einstieg ist super, die Lehrerin stellt sich vor, wir stellen uns spielerisch vor, fast wie beim Speed Date. Und ich bin nicht einmal die Älteste in der Klasse. Wir sind 21 Frauen und drei Männer, was mich erstaunt. Die wichtigsten Dinge werden erklärt und ich bekomme ein Gefühl: Es wird gut. Weiter geht es mit Gesundheit, auch dieser Einstieg erfreulich, die Lehrerin lässig. Auf dieses Fach freue ich mich sehr, weil es mich interessiert, bewegt und nicht völlig neu ist. 

Schon Mittagspause? Wo finde ich etwas Leckeres zum Essen? Wo gibt es ein schönes Plätzchen, wo ich mich hinsetzen kann? Und wer aus der Gruppe ist mir sympathisch? 

Nach dem Mittag: Sport. SPORT! War früher mein Alptraumfach in der Schule. Ich wurde nie ins Team gewählt, weil ich keine ehrgeizige Mannschaftsspielerin bin. Im Gegenteil, ich war langsam und hatte Angst vor dem Ball ... zuerst Versammlung vor der falschen Garderobe, dann umziehen, vorstellen, toller Sportlehrer ... wir machen zwei Spiele... uuund, „es het gfägt“. Sehr befriedigend, wenn man schlechte Erfahrungen durch gute ersetzen kann. 

Nach dem Sport gehts zum ABU, allgemeinbildenden Unterricht. Ich hab Angst, dass ich nicht mitkomme, weil ich im Hinblick auf Laptops und Tablets noch ein Dinosaurier bin. Aber ich werds lernen. Was sein muss, muss sein. Doch auch diese Lektion ist spannend, viele Themen, die mich interessieren, Gesellschaft und Kunst. Was mich weniger interessiert, ist Recht und Politik, doch ich hab mir vorgenommen vom Wissen, das vermittelt wird, zu profitieren, auch wenn es mich nicht so interessiert. Man weiss ja nie was kommt. 

Am Ende des ersten Schultages verlieren wir uns in alle Richtungen. Ich bin müde, aber zufrieden, freue mich auf die nächste Zukunft. Es werden bestimmt auch happige Zeiten kommen, doch ich bin froh, gehts endlich richtig los. Jetzt habe ich einen roten Faden in meinem Leben, dem ich folgen kann. Das gibt mir Ruhe und Kraft. 

Also liebe Leute, ich hoffe bis zum nächsten Mal. Seid gespannt, was ich euch zu erzählen hab. 

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Etha Varone

Etha Varone wurde 1979 geboren. Sie hat im August 2017 eine Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft begonnen, welche Sie im Sommer 2020 mit Erfolg abgeschlossen hat. Nach dem Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» hat sie sich dazu entschlossen, eine Weiterbildung Bereichsleiterin Hotellerie und Hauswirtschaft zu machen und führt heute ein als Führungsverantwortliche ein Hauswirtschaftsteam im Pflegeheim Solina.